Martin Plewa: Warum Vielseitigkeit die Königsklasse ist

… und warum er der hohen Kopf-Halshaltung in der vertikalen Reitweise nichts abgewinnen kann.

Vielseitigkeit habe sehr viel mit gegenseitigem Vertrauen zu tun, betont Reitmeister und Pferdewirtschaftsmeister Martin Plewa, der als Military-Reiter selbst viele Tuniererfolge erzielte und als Trainer mit dem deutsche Nationalteam 1988 olympisches Gold in Seoul holte. Das Pferd muss sich voll auf den Reiter verlassen können und umgekehrt. Während Dressurvierecke oder Sprungplätze weitgehend standardisiert sind, müssen bei der Vielseitigkeit die Pferde im natürlichen Gelände auch bei einer Prüfung etwas überwinden, was sie vorher noch nie so gesehen haben. Genau das sei an der Vielseitigkeit so faszinierend: ein Pferd so auszubilden, dass es ein absolutes Grundvertrauen entwickelt und dass man sich auch als Reiter auf das Pferd verlassen kann. Pferde sollten dabei nie schlechte Erfahrungen machen, weshalb die Parcourbauer eine sehr große Verantwortung tragen, dass etwa das Wasser nicht zu tief oder der Boden zu uneben ist. Spaß an der Vielseitigkeit mache natürlich auch, dass man reiterlich nicht so eingeengt ist, viele Disziplinen ausüben kann. Martin Plewa rät zur Sattelfestigkeit bzw. Sicherheit jedem Reiter relativ früh auch das Springen zu erlernen und auch in fremde Gelände zu gehen und nicht „nur“ am Sitz auf dem Dressurviereck zu arbeiten. Auch das Pferd liebt die Abwechslung, die die Vielseitigkeit bietet, wobei man jeden Tag eine bestimmte Disziplin trainiert. Da Vielseitigkeit den für ein Fluchttier so wichtigen Atmungsapparat und Bewegungsapparat fördert, würde die Disziplin viel zur Gesunderhaltung des Pferdes beitragen.

Martin Plewa nimmt auch Stellung zu einer der letzten AUF TRAB-Folgen, genau genommen zum Vertikal reiten. Er könne nicht nachvollziehen, dass man eine hohe Kopfhaltung des Pferdes künstlich erzwingt, zumal das Pferd in der Natur eine hohen Kopf-Halshaltung mit Angst verbindet. Wie wolle man da zur verbesserten Losgelassenheit kommen. Der Träger des goldenen Reitabzeichens und des Reiterkreuzes in Gold plädiert dafür den jungen Pferden erst einmal eine Kopf-Halshaltung zu erlauben, in der sie sich am einfachsten ausbalancieren können. Früher nannte man das die Gebrauchshaltung: mit langem Hals nach vorne dehnen, das Pferd keinesfalls durch Zügeleinwirkung abwärts und auch nicht nach oben aus der Balance zu bringen. Was viele Reiter verkehrt machen würden sei, dass sie glauben, man müsse vor dem losreiten oder trainieren erst eine gewisse Kopfhalshaltung erreichen. Damit zäume man das Pferd von hinten auf. Denn die Kopf-Halshaltung ergibt sich aus der reiterlichen Einwirkung und aus dem Gehen des Pferdes. Bei einem starken Trab oder Galopp lasse man auch eine tiefere Kopf-Halshaltung zu. Bei der Versammlung entsteht eine natürliche Aufrichtung, die man ebenfalls zulassen, aber nicht künstlich erzwingen sollte. Martin Plewa versteht nicht, wie man ausgerechnet mit einer hohen Kopf-Halshaltung, die das Pferd in der Natur einnimmt , wenn es Angst hat zur Losgelassenheit kommen möchte. Eine sehr lehrreiche AUF TRAB-Folge, die gehört gehört.

Mehr zur Martin Plewa Akademie – Harmonie von Pferd und Mensch auf http://plewaandhorses.com

Liebe Hypomaniacs bleibt auf Trab bis zum nächsten Samstag.

Eure Welshies, Eure Julia Kistner.

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Foto: Martin Plewa